34. Tag, 09.08.2013; Von Gondar in die Semien Mountains/Äthiopien

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34. Tag, Donnerstag, 09.08.2013; Von Gondar in die Semien Mountains/Äthiopien
Temperatur: 6- 20° C,
Tagesstrecke: 105 km, Gesamtstrecke: 11.203  km, max. Geschwindigkeit: 83 km/h
BPI: 1,20 -1,60

Camping im Hochgebirge

Um 5 Uhr morgens ist die Nacht für uns zu Ende. Eine halbe Stunde später fahren wir nach Debrak am Fuße des Semien-Mountain-Nationalpark. Dort frühstücken wir mit Omelette, Marmelade und Honig, was nicht selbstverständlich sein muss in Äthiopien, kaufen Verpflegung auf dem hiesigen Markt für unseren Camp-Abend im afrikanischen Hochgebirge. Der Markt selbst ist ein unübersichtliches Wirrwarr von Menschen, Fahrzeugen und Tieren mit einfachen Holzständen auf braunem, schlickigen Untergrund: Kartoffeln, Knoblauch und Zwiebeln sind unsere Ausbeute – mehr ist nicht.

Es ist feucht und kalt – Regenzeit in Äthiopien. Wir bekommen noch einen Führer und zwei mit Kalaschnikows älteren Baujahrs bewaffnete sogenannte Scouts als Begleitung mit – das ist hier für den Besuch des Nationalparks obligatorisch. Auf einer Schotter-Schlammpiste geht´s weiter Richtung Ankabar-Campsite auf 3200 Meter Höhe. Wir kommen nur mühsam voran. An einer steilen Stelle hat der Regen der letzten Tage die Strecke so sehr ramponiert, dass der Bus – ein robuster 20-Sitzer – nicht hochkommt. Alle aussteigen, dann klappt es endlich im dritten Anlauf.

Wenig später starten wir unsere Trecking-Tour zu Fuß über das Hochplateau, der Bus fährt auf der Piste weiter. In den Semien-Mountains leben einige seltene vom Aussterben bedrohte Tiere: Äthiopischer Steinbock oder Abessinischer Wolf – und endemische Arten wie Erzrabe oder Blutbrustpaviane. Ein ganzes Rudel davon trollt sich vor uns auf der Wiese. Sie sind unter den Pavianen die einzigen Grasfresser, weiden das Grün vor uns gemächlich ab, haben sich also perfekt an ihren Lebensraum hier im afrikanischen Hochgebirge mit den immergrünen Wesen angepasst. Es sieht aus wie in den Alpen auf einer Hochalm, nur die andersartigen Rinder und die allgegenwärtigen dunkelhäutigen Kinder, in Lumpen gekleidet – die irgendwann mal Klamotten gewesen sein mögen – irritieren dieses Bild.

Es ist verhangen und neblig, eine etwas gespenstische Atmosphäre – und es regnet auch mal. Aber zwischendurch reißt der weiße Vorhang immer wieder auf. Dann tun sich dramatische Ausblicke von unserem Plateau auf 3000 Metern Höhe in die zig hunderte Meter steil abfallenden Schluchten auf. Greifvögel kreisen über den fast senkrechten Dropoffs. Mehrere Erzraben, ganz im schwarz-metallisch schimmerndem Federkleid und einem weißen Fleck am Hinterkopf, posen als willige Fotomodels vor unseren Kameras. Als hätten sie nur auf uns gewartet.

Unerwartet treffen wir plötzlich auf unseren Bus, als unser Trail die Fahrstraße kreuzt – wegen Unwegbarkeit der Straße kann er nicht zum Ankabar-Camp fahren. Wir könnten unser  Gepäck auf Pferde umladen, aber das kostet alles wieder Zeit und Geld. Wir gehen dann lieber zurück zu einer anderen Lodge für das heutige Nachtlager. Es gibt heißen Tee von der freundlichen Bewirtschafterin der Lodge, die hier mit ihren Kindern lebt. An der offenen Feuerstelle köchelt schon bald unser Gemüseeintopf, „Rudi“ ist auch schnell aufgebaut. Am Lagerfeuer abends dann äthiopischer Gin und Rotwein – und lange Gespräche mit unseren Scouts und Guides. Ein herrlicher Tag, trotz der Kälte und des etwas pieseligen  Wetters.

„Die Zehn“

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